love yourself

Ein freier Tag.
Ich werde von alleine wach, ohne Wecker, um kurz nach sechs.

Ich frage meinen Freund, der noch neben mir schläft, leise flüsternd: “Passt es für dich, wenn wir so gegen halb zehn frühstücken?” - “Hmmmm”, antwortet er mir in einer verschlafenen Mischung aus Knurren und Schnurren. Ich werte das als ja.

In mir macht sich dieses leichte Kribbeln breit, was man hat, wenn man sich auf etwas freut, was man lange nicht mehr gemacht hat …

Ich ziehe die Radhose an, die Schuhe, Shirt …, packe die Kamera ein - den Plan, diese Tour zu machen, hege ich schon ein paar Tage, vielleicht sogar wenige Wochen …

Kette ölen, Abschiedskuss geben - auch wenn ich weiß, er bekommt ihn nicht wirklich mit, so ist er mir doch wichtig - Rad auf die Straße schieben und die kühle Luft des beginnenden Tages einatmen! Grinsen.

Nach ein paar Metern durchs erwachende Wien liegt der belebte Teil der Stadt bald hinter mir.
Ich überquere den Donaukanal, die Donau …

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, es zügig anzugehen und erst an meinem Ziel zu fotografieren, um mein Versprechen, um halb zehn mit frischen Brötchen zuhause zu sein, einhalten zu können …

Da waren sie aber dann … Symmetrie und Komplimenträrfarben - ich konnte nicht widerstehen.

Ich fahre hinunter von meiner komplimentären und symmetrischen Verführung, um beim Abbiegen, der Sonne entgegen, Folgendes zu sehen:

Wie kann man dem widerstehen?
… Der Sonne, die durch Wolken und Bäume bricht, dem Kontrast aus Menschgemachtem und der Natur, Fortschritt und Ursprung, modernen klareN Linien, der Lebendigkeit der Natur! Ich grinse breit.
Die Mischung aus den Geräuschen des Morgens und meiner “Chill out”-Playlist katalysiert das Hoch, in dem ich mich befinde.

Ich fahre weiter, die Schnecke hinauf auf die nächste Brücke.
Auf dem anderen Ufer der Donau angekommen, wird meiner guten Laune ein Dämpfer versetzt.

Es riecht modrig und ich schaue mich um - es ist nicht einfach ein bisschen Algengeruch … die Donau führt kaum Wasser.
Mir wird wieder bewusst, was Mensch der Natur antut, was es in weiterer Folge bedeutet, dass wir seit einer Woche über 30°C haben …

Nach einem kurzen Innehalten fahre ich dann aber doch weiter - heute löse ich die Probleme unserer Umwelt schließlich nicht.

Und als würde meine Route mir nach diesem Umweltschock sanft zurück zur Natur und zur Entspannung helfen wollen, präsentiert sie mir ein bisschen ‘lost-place-charme’.

Ja, das Industriegebiet in der Lobau lässt sich nur schönreden, wenn man sich sagt - es ist ‘industrial’ -, dann kann man durchfahren, ohne weiter über die Folgen der dort stattfindenden Arbeiten nachzudenken.

Hat man das gemeistert, wird man belohnt von Natur - Bäume, Gräser, Gewässer - Sommer, Urlaubsgefühl.

Rückwenwind trägt mich mit ca. 30km/h den Radweg entlang - ein unglaubliches Gefühl … Flow … Gedanken, Musik, Vögelgezwitscher, Grillen … Immer wieder verschwindet die Sonne hinter einer Wolke, das Licht ist warm und weich, und kommt wieder hinter ihr hervor, lebendige Kontraste gestalten meine Umwelt.

Oben beschriebener Flow trägt mich bis an mein Ziel:
Einen See, den mir Andrew - ein befreundeter Fotograf und Barbesitzer - einmal gezeigt hat.

Die letzten Meter zum See führen über einen Feldweg durch einen Wald.

Ich genieße es, so eingehüllt zu sein von Wald, Gerüchen und Geräuschen.

Am See angekommen, treffe ich einen Mann, auch mit Kamera.
”Da hatten wohl zwei die gleiche Idee”, sage ich zu ihm und merke, wie der Geschäftsmann in mir ein Verkaufs-/Fachgespräch anfängt (er war nicht schlecht ausgestattet) - parallel dazu aber der übrige, dominantere Rest von mir anfängt, die Fotos, die ich schon seit Tagen im Kopf habe, zu machen.

Eine weitere Idee, die ich hatte, war es, mich mal wieder auf eine Brennweite zu fokussieren, die ich sonst weniger verwende - zu wenig - das 50er.

Sie hat meinen Blick und meine Motivwahl in eine ungewohntere Richtung gelenkt!

Neben meinem Hauptmotiv - dem Boot im Detail und seiner Umgebung - wollte ich doch noch ein bisschen mehr Seestimmung einfangen, bevor es zurückgeht.

… durch den umhüllenden Wald … zurück auf den Radweg mit der frühsommerlichen Stimmung.

Ich entdecke ein Graffiti, welches wirkt, als hätte es gerufen - Hier! Ein Motto für deine Tour!

Am Schluss werde ich über ‘Industrial’ und anschließend die nach Algen riechende, wenig gefüllte Donau zurück in die Stadt geholt.

Wien empfängt mich freundlich - mit einer in der Sonne strahlenden Urania am Donaukanal.

Zuhause wartet eine kalte Dusche und der Geruch von frischem Kaffee auf mich, dazu frische Brötchen, Croissants und die zur Tradition gewordene Zimtschnecke!

Was für ein Start in einen freien Tag.

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