infiltration
Schreibst du Tagebuch?
Ich kann es Dir nur wärmstens ans Herz legen. Lass Deine Gedanken und Gefühle durch die Hand fließen und verewige sie! Du hast keine Ahnung, wie Du morgen über sie denkst!
Ich habe das Tagebuchschreiben angefangen, weil ich eine extreme Findungsphase durchlaufen habe.
… der Umzug in eine neue, fremde, große Stadt … das kurz darauf folgende Ende einer langen Beziehung, von der ich dachte, sie wäre mein Leben … eine von heute auf morgen weltumspannende Pandemie. Lockdowns. Einsamkeit. Gefühle. Fotografie. Musik. Wein. … beginnender Frühling … Frühlingsgefühle.
Mag nach einem Klischee klingen, doch trinke ich in der Tat auch gerade ein Glas Wein.
Dann endete der erste Lockdown … oder war es der zweite? (müsste ich nachlesen) Und ich sehnte mich nach jemandem in meinem Leben und ging auf Tinder - aufregend! Dating. ONLINEdating. Neugier.
Und so begann eine für mich tiefschürfende Erfahrung des Kennenlernens neuer Charaktere, neuer Menschen, neuer Prioritäten, neuer Arten der Liebe und Nähe.
Einer meiner engsten Freunde meinte: “Du musst alles aufschreiben!” Ihm verdanke ich tatsächlich einen großen Teil der Person, die ich heute bin. Er war ein Katalysator für die Person, die in mir schlummerte und herauswollte!
Nicht nur seine Freundschaft, sondern auch dieser entscheidende Tipp sollte mein Leben verändern.
So lautet nun auch der Titel jedes einzelnen meiner Tagebücher: “Du musst alles aufschreiben!” - entsprechend durchnummeriert natürlich.
Das Schreiben von Hand und das Fotografieren haben vieles gemeinsam - zumindest für mich:
das Festhalten von Momenten …
Konservierungsmittel der Gefühle …
Erschaffen eines Talismans der Zeitreise.
Das Schreiben gibt mir den Raum, oft in Kombination mit einem Wein und entsprechender Musik (ja ja … ich mag dieses Klischee halt - lass mich!), meine Gefühle zu fühlen, mich selbst zu spüren, zu lesen, was ich denke.
Ich bin gespannt, wann ich das erste Mal meine alten Tagebücher durchgehe und dabei breit grinsen muss. Vielleicht empfinde ich auch Mitleid für den Fabian von Tagebuch eins, zwei oder drei (oder vier oder fünf oder …). Aktuell kann ich es mir nicht vorstellen. Wer weiß schon, wie ich mich entwickle?! Ich nicht!
Das ist auch so eine Erkenntnis, die ich dem Schreiben und dem Fotografieren verdanke!
Aktuell ist es noch so, dass, wenn ich durch Musik oder andere Erlebnisse erinnert werde an einzelne Momente, mir ein Lächeln ins Gesicht schleicht.
Gedanken und Gefühle sinken eben tiefer durchs Wasser des dahinplätschernden Alltags - und dringt ein Moment tiefer, wirbelt er Erinnerungen auf.
Ich wünsche Dir, dass auch Du einen Weg findest, Dein Leben im Hier und Jetzt zu genießen, und dass Du Dir dieses Genusses auch später noch bewusst bist!
Liebe Grüße
Dein Fabian